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Um 2.30 Uhr wurde ich wach und bin als ordentliches Schulkind auch nicht wieder eingeschlafen. Mutti war begeistert. Und unsere Zimmernachbarn garantiert auch.

Tagesplan:

08:00 Uhr Motomed
09:30 Uhr Schule
11:00 Uhr Physiotherapie
11:30 Uhr Stehtraining
13:30 Uhr Gangtrainer

Faszinierend. Da sind wir so früh wach und schaffen es nur mit Hängen und Würgen pünktlich um 8 Uhr zur Therapie. :-p

 

Mutti haßt ja meinen Schnuller. Ohne den wirds aber teilweise noch schwieriger bei den Therapien, weil ich dann nur mit den Händen im Mund rumfummel.

 

Nach der Motomed-Stunde bin ich glatt vom Fahrrad gefallen. Mutti holte die Rehakarre von draußen rein, weil im Raum kein Platz mehr war. Der Praktikant hatte mich schon abgeschnallt und hatte nicht mit meiner Geschwindigkeit gerechnet. Und Mutti hatte ihn nicht vorgewarnt. Also hab ich mich einfach zur Seite fallen lassen. Ich hab mich aber sogar mit den Armen abgestützt und bin nicht mit dem Kopf auf den Boden geknallt. Dafür hab ich den Schreck meines Lebens bekommen und 10 Minuten geweint und und geschimpft. :-(

Dann war alles wieder gut. Rechtzeitig zur Chefarztvisite waren die Tränen getrocknet.

Alle sind sehr zufrieden mit mir und ich mache große Fortschritte. Der Professor erwähnte, daß gestern mein Supertag war! Mutti durfte dann noch ihre zwei Fragen loswerden.

  1. Ab wann darf ich wieder zur Hippotherapie?
    Ich darf ab sofort wieder reiten! Es sollte nur nicht der dickste Ackergaul sein. 
  2. Warum wird die Beinlängendifferenz sofort ausgeglichen?
    Es leuchtet schon ein, daß die Hüfte grade stehen sollte und nicht schief. Und eine frischoperierte Hüfte erst recht, bevor sich da was verbiegt oder verschiebt. Mutti hatte aber im Internet (jaja, das muß nicht immer die Wahrheit sagen) gehört, daß es auch Ärzte gibt, die (in anderen Fällen?) aus irgendwelchen Gründen, genau anders argumentieren.
    Der Professor guckte über seinen Brillenrand und meinte: Man kann in der Medizin schon mal unterschiedliche Meinungen vertreten, aber glauben Sie mir, das ist der größte Blödsinn, den ich je gehört habe. Wenn man die Beinlängendifferenz nicht ausgleicht, dann tut der Rücken das und man wird total schief.

Die Schulstunde im Anschluß war toll. Wir haben ein Lied gesungen, in dem der Frosch auf der Wiese war und das Gras ihn am Bauch gekitzelt hat, und der Hund war auf der Wiese und die Katze und alle hat das Gras am Bauch gekitzelt. Ich bin dazu in meiner Karre quer durchs Zimmer gerockt und als die Bremse festgestellt war, hab ich mich um mich selbst gedreht mit der Karre.

 

 

Und weil ich wieder reiten darf, haben wir auf der Erdnuß schon mal Hippotherapie simuliert. Ich hab mit totgelacht, weil wir so wild gehüpft sind.

 

 

Danach mußte ich arbeiten. Aufstehen und hinsetzen. Aufstehen und hinsetzen... Gar nicht so einfach mit Orthesen ohne Schuhe. Die hat der Orthopädietechniker mitgenommen, um die Schuherhöhung von 1cm links zu machen und den Schuh mittags zurückzubringen.

 

Hier sieht man übrigens meine Blessuren vom Sturz ganz gut. Der Halbmond ist genau der Abdruck eines Holzelements meiner Schnullerkette. Deshalb hab ich vermutlich auch so geheult. Das ist, als wenn man barfuß auf einen Legostein tritt. ;-)

 

Der Stehständer funktionierte ohne Schuhe nicht gut. Dadurch war ich nämlich kleiner und konnte mich unten rausrutschen lassen.

 

Da ist mein Schuh! Wahnsinn, oder? Es ist kaum zu sehen, daß er umgearbeitet wurde! Eine sehr gute Arbeit.

 

Bei der Chefarztvisite wurde Mutti gefragt, ob der Auftrag an die Firma Akto oder Stolle gehen soll oder an unseren heimischen Orthopädietechniker. Letzteres ist natürlich unpraktisch, wenn man im Krankenhaus ist.
Mutti hat die Herren angelächelt und geflötet, sie sei eine Frau und damit sei klar, welchen Stellenwert Schuhe haben. Die Herren mögen sich draußen einigen, wer von beiden das besser hinbekommt, so daß der Schuh hübsch bleibt. :-)  Das hat super geklappt, oder? Wobei die Entscheidung letztlich aufgrund der örtlichen Nähe getroffen wurde, damit der Schuh bei der Hamburger Verkehrslage so schnell wie möglich zurück kam. 

Jedenfalls konnte ich die Schuhe gut für den Gangtrainer gebrauchen.

 

Weste an und dann gehts erstmal in die Höhe.

 

 

Diese Woche habe ich mich von 8,5 auf 11 auf 15 Minuten gesteigert!

 

Ich fliege!

 

 

Um 14 Uhr war Therapieende und wir sind auf den Kiez gefahren. Dort sind noch bis zum 5.2.2017 die 10 Gebote von Udo Lindenberg ausgestellt in der Katholischen Kirche St. Joseph in der Großen Freiheit.

Das war auch eine super Aktion. Lauter Treppenstufen vor der Kirche und der Rollstuhllift defekt. Dazu wenig hilfsbereite Menschen. Mutti hat mich die Stufen hochgetragen, auf den Boden gesetzt und dann die Karre hinterhergeschleppt.

 

 

Meine Begeisterung hielt sich in Grenten, während Mutti die Kirche von innen wunderhübsch fand und ihr auch die Bilder sehr gut gefielen.

Um 17 Uhr ging es endlich zum Friseur und mir wurde wieder ein Haarschnitt verpaßt. Aufgrund des Schlafmangels war ich sehr ungnädig und Manu hatte alle Hände voll zu tun, mir kein Ohr abzuschneiden. So lange wie heute haben wir noch nie gebraucht. Um halb acht waren wir erst fertig. Entgegen der Vermutung, ich würde sofort im Auto einschlafen, blieb ich die ganze Rückfahrt wach und kam erst um halb zehn zur Ruhe. Nach 19 Stunden!

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